20.02.2020

"Oft fehlt es in ihrer Lebenswelt an Halt und Sicherheit."

München, 20. Februar 2020. Unser Praktikant Felix berichtet aus seinem halbjährigen Praxissemester bei Gesellschaft macht Schule.

Felix Buquoy studiert soziale Arbeit in Freiburg und absolviert seit September 2019 sein halbjähriges Praxissemester bei der Stiftung Gesellschaft macht Schule (GmS). Nun ist sein Praktikum fast vorüber und er beschreibt seine Zeit als „sehr lehrreich, spannend und menschlich bereichernd“. In einem Beitrag schreibt er, welche Erfahrungen er bei Gesellschaft macht Schule gesammelt hat.

     Ich unterstütze das Team von Gesellschaft macht Schule an zwei respect U - Standorten (Grundschule St.-Martin-Straße und Mittelschule Ichostraße) bei ihrem Nachmittagsprogramm. Dreimal in der Woche betreue ich zusammen mit weiteren Fachkräften von GmS unter anderem die Klasse 5g in Team & Spiel. Üblicherweise treffe ich mich vor den Kursstunden mit den anderen Kursleiter*innen zu einer kurzen Vorbesprechung, um dann ins Klassenzimmer der 5g zu gehen. Daraufhin folgt die Übergabe durch die davor unterrichtende Lehrkraft an das GmS-Team. Dabei platzt aus vielen Kindern förmlich die Energie heraus, die sich durch den langen Schultag angestaut hat. Sie freuen sich nun auf die geliebte “Freizeit“. Ich schaue dann oft in grinsende Gesichter, es wird lauter und einige Kinder rennen auf uns zu.
     Wenn die Schüler*innen dann wieder alle an ihren Plätzen sitzen und ruhig geworden sind, stellen wir das Programm des Tages vor. Dann entscheiden die Kinder sich für eine der angebotenen Aktivitäten. Dies nimmt mal mehr, mal weniger Zeit in Anspruch, je nach Tagesform der Kinder und der Kursleiter*innen. Das Programm besteht meistens aus einer ruhigeren Aktivität wie z.B. Basteln, Töpfern oder Kochen und einer bewegungsreicheren Aktivität wie z. B. Fußball oder Bowling. Ersteres findet zumeist drinnen statt und im zweiten Fall gibt es die Wahl zwischen der Turnhalle oder - je nach Wetterlage - einem umliegenden Park.
     Durch den Betreuungsschlüssel von einem/einer Kursleiter*in auf 6 Kinder wird darauf geachtet, dass nicht zu viele Kinder in einer Gruppe sind. Hierbei ist auch besonders wichtig, zu besprechen, wie die Gruppen eingeteilt werden sollten. Deswegen beraten wir uns immer im Vorhinein, ob bestimmte Kinder momentan gar nicht miteinander können und man sie lieber auf Distanz halten sollte. Oder wir fragen uns: Fangen irgendwo Freundschaften an, sich zu entwickeln, die es zu fördern gilt? Dazu kann ich mit meinen Beobachtungen und der Analyse (z. B. von Konflikten) des Kursalltags beitragen.
     Für den Weg zur Turnhalle durch das Treppenhaus besteht die Regel, dass jemand von uns vorne geht und nicht überholt werden darf, was einigen Schüler*innen schwer fällt. Ich empfinde das als gutes Training, den Kindern klar zu machen, dass sie viele Freiheiten bei GmS bekommen, aber auch gewisse Grenzen gesetzt werden müssen. Denn oft fehlt es in ihrer Lebenswelt an Halt und Sicherheit.
     In den Kursstunden bin ich in unterstützender Form vor allem für die Jungs zuständig. Vorab auszumachen, wer von ihnen was genau (Matten, Hockeyschläger, Fußball, etc.) in der Turnhalle “später“ aufräumt, macht aus eigener Erfahrung sehr viel Sinn. So werden die Kinder sich ihrer Verantwortung bewusster und schieben diese nicht auf ihre Mitschüler*innen. Hauptaufgaben während der “Spielzeit“ sind für mich, den Kindern Wertschätzung entgegenzubringen, ein respektvolles Miteinander vorzuleben und Konflikte zu antizipieren.
     Besonders wertvoll für die Arbeit bei GmS ist für mich die hausinterne Fortbildung “ProfiTeam/KlasseTeam“, in der ich z. B. darin geschult werde, auf welche Art ein Lob am meisten Gehör bei einem Kind findet. Gerade bei den Kindern, mit denen wir zusammenarbeiten, ist es von Bedeutung, sie bei Konflikten emotional abzuholen, nicht zu verurteilen, sondern ihnen als zuverlässiger Begleiter zur Seite zu stehen und sie bei der Bewältigung der hinter den starken Emotionen liegenden Bedürfnisse und Probleme zu unterstützen.
     Eine der schönsten Sachen an meinem Praktikum ist es daher, wenn ich sehe, wie Schüler*innen, die sich vorher gestritten haben, freundlich und achtsam miteinander umgehen und ich einen Anteil von mir an dieser Entwicklung erkennen kann. Außerdem freue ich mich natürlich auch über Sätze der Kinder wie “Ich habe Sie in den Ferien vermisst“ oder “Ich freue mich, Sie zu sehen“.

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Wir danken Felix ganz herzlich für diesen Beitrag und wünschen ihm weiterhin viel Erfolg bei seinem Studium!