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„Die Zeit mit den Schüler*innen war ab und an anstrengend, aber im Großen und Ganzen fantastisch“.

Unser dualer Student Yunus und sein Zwischenfazit nach einem Jahr bei GmS

Seit August 2022 arbeite ich als dualer Student bei Gesellschaft macht Schule (GmS). In meinem ersten Jahr wurde ich an zwei Mittelschulen eingesetzt. An der Wiesentfelser Schule durfte ich im Projekt „empower U“ in den Klassen fünf und sieben die Zusammenarbeit mit dem Kooperationspartner SprachBewegung e.V. erleben. Während die Fünftklässler*innen ein Hörspiel entwickelten, beschäftigten sich die Siebtklässler*innen mit den Themen Demokratie und Nachrichten. In der achten Klasse hatte ich zunächst Schwierigkeiten, einen Draht zu den Kindern aufzubauen, da sie energisch und pubertär waren. Jedoch bekam ich durch die interne Fortbildung „KlasseTeam“ neue Impulse. An drei Terminen holten wir uns externe Verstärkung, um mit der Klasse gezielt an den Themen Teamfähigkeit und „Grenzen setzen“ zu arbeiten. Was mir in der achten Klasse ganz besonders gefallen hat, war die Begrüßungsrunde. Die Kinder wurden im Klassenraum in sechs Gruppen aufgeteilt und jede Kursleitung wurde einer Gruppe zugeteilt. Dann hatten die Schüler*innen knapp fünf Minuten Zeit, der jeweiligen Kursleitung (und mir) Fragen zu stellen. Anschließend wechselten die Kursleitungen die Gruppe, damit jeder mal bei jeder Gruppe war. Natürlich gab es auch Fragen wie: „Hast du schon mal Sex gehabt?“ oder „Hast du mal etwas Illegales gemacht?“, jedoch haben wir auch diese sensiblen Fragen professionell beantwortet und mit den Kindern viel gelacht.

In der neunten Klasse war die Atmosphäre von Anfang an etwas angespannt, da es für sie das letzte Pflichtschuljahr war, das mit einer wichtigen Abschlussprüfung endet. Zum Prüfungsstress kam hinzu, dass sie sich Gedanken zu ihrem Berufsweg machen mussten, da nicht alle die Voraussetzungen für den M-Zweig erfüllten. Deshalb haben wir ab Schuljahresbeginn angefangen, mit den Neuntklässler*innen Bewerbungen zu schreiben und sie in den Fächern Mathe, Englisch und Deutsch auf den Quali vorzubereiten. Jede*r „musste“ vor den Prüfungen ein Anschreiben und einen vollständigen Lebenslauf vorliegen haben. Die Schüler*innen quengelten zwar am Anfang; zum Ende hin waren sie uns jedoch sehr dankbar. Drei Wochen vor den Prüfungen konnten wir ihnen ihre Anspannung förmlich ansehen. Deshalb boten wir ihnen einen Kurs zur Stressbewältigung an und sind mit allen anderen bei schönem Wetter einfach auf den Schulhof gegangen. Obwohl ich die Neuntklässler*innen erst seit einem Schuljahr kenne, sind sie mir ans Herz gewachsen. Es fällt mir etwas schwer, nun wieder Abschied zu nehmen.

An „meiner“ zweiten Mittelschule in Obergiesing assistiere ich im Kurs „Kochen & Backen“ in der sechsten und in der achten Klasse. Die Gruppe wird in Zweiergruppen aufgeteilt und wir sprechen während des Kochens über verschiedene Themen. Ich helfe den Kindern bei Problemen. Nach dem Essen räumen sie gemeinsam den Tisch ab. Mir gefällt die Regel, dass jeder jedes Gericht probieren soll. In der achten Klasse ist der Kursablauf ganz ähnlich, jedoch sprechen wir über ernstere Themen.

Am Ende jedes Schultages bin ich im Teamtraining der fünften Klassen, „Team & Spiel“, eingesetzt. Die Kinder dürfen hier selbst wählen, was sie machen möchten. Oft wählen sie sportliche Aktivitäten. Die Teamfähigkeit ist in beiden fünften Klassen kaum vorhanden, der Unterstützungsbedarf groß. Mir gefällt die Abschlussrunde, in der jedes Kind nach seiner Stimmung gefragt wird.

In der siebten Klasse bin ich beim Kurs „Team & Sport“ dabei. Die Kursleitungen entscheiden, wohin wir gehen, aber die Kinder wählen die Sportart. Sie haben viel Energie und einen großen Bewegungsdrang. Meistens wollen sie Fußball spielen. Die Schüler*innen sind in der Pubertät und oft gereizt und etwas distanziert. Sie sind jedoch respektvoll den Kursleitungen und ihrer Klasse gegenüber.

In der achten Klasse werde ich flexibel in den Kursen eingesetzt. Die Jungs bevorzugen meistens eine männliche Kursleitung oder mich. Die Klasse hat stark unter der Corona-Pandemie gelitten. Die meisten Schüler*innen haben keine Motivation zu lernen und werden sehr schnell handgreiflich. Sie haben sich inoffiziell in einem Schuljahr schon mindestens sechsmal geprügelt und das ohne triftigen Grund. Am Anfang der jeweiligen Kurse zeigten die Schüler*innen oft kein Interesse und ließen sich schwer überzeugen, am Geschehen teilzunehmen. Jedoch hat es sich nach einiger Zeit dank der Beziehungsarbeit zwischen Schüler*innen und Kursleitungen stark verbessert. Mittlerweile kommen sie mit ihren Problemen und Erlebnissen zu mir, um entweder einen Rat oder ein offenes Ohr aufzusuchen. Was mir positiv in Erinnerung geblieben ist, dass wir einer Schülerin helfen konnten, eine Brille zu bekommen. Ihr Vater, sagte sie, sei davon überzeugt, dass sie keine Brille brauche, ohne dass das jemals überprüft worden wäre. Nach Rücksprache mit der Klassenlehrkraft bekam das Mädchen einen Termin beim Optiker und eine Brille, um endlich das Geschriebene an der Tafel sehen zu können. Das war ein großartiges Gefühl für mich, da ich die positive Veränderung mit eigenen Augen sehen konnte.

Mein Fazit für das Schuljahr 2022/2023 – mein erstes Jahr im dualen Studium Sozialpädagogik & Management –  ist, dass die Arbeit mit den Kindern sehr vielseitig und niemals langweilig ist. Die Zeit mit den Schüler*innen ist zwar ab und an anstrengend, jedoch im Großen und Ganzen fantastisch.

Wir danken Yunus für seinen Bericht und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit im kommenden Schuljahr!